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Livre de prières tissé d’après les enluminures des manuscrits du XIVe au XVIe si…

Livre de prières tissé d’après les enluminures des manuscrits du XIVe au XVIe si

SEIDENBUCH – JACQUARD – Livre de prières tissé d’après les enluminures des manuscrits du XIVe au XVIe siècle. Lyon, A. Roux, 1886 (″achevé … le VIII Sept. l’an de N.S. 1887“). Kl.-8°. 1 w. Bl., 25 beidseitig gewebte Bll., 1 w. Bl. Mit 3 ganzseit. Ill., Frontispiz mit leergelassenem Wappen, zahlreichen Initialen u. durchgehenden floralen bzw. figürlichen Bordüren nach mittelalterlichen illuminierten Stundenbüchern. Text und Illustrationen vollständig mit Jacquard-Technik in Schwarz auf silbergrauer Seide gewebt. Wertvoller, dunkelbrauner Maroquin-Meistereinband d. Zt. auf 5 Bünden, mit doppelten Goldfileten auf den Kanten, Kopf- u. Fußgoldschnitt, Dublüre in burgunderroten Moiré-Seidenvorsätzen mit floralen Goldbordüren, – Prägungen à la Dentelle und -Filetierung der Innendeckel. Signiert J. Kauffmann (vorderer Innendeckel) u. Ch. Meunier (Rückdeckel). Einband an wenigen, kleinen Stellen sehr leicht berieben. Frontdeckel leicht konkav gewölbt. Durchgehende Feuchtigkeitsspuren vor allem am Fußssteg, zu Beginn und am Schluss etwas ausgedehnter, auf den ersten Seiten auch an der oberen Außenecke. Alle Seiten mit sauberen Kantenabschlüssen und ohne Ausfransungen. Insgesamt ein schönes Exemplar.

Von größter Seltenheit, nur in einer kleinen Auflage von ca. 50 fehlerfrei gewebten Exemplaren vorhanden. – Vicaire V, 342. – P. Marais, „Note sur un livre de prières en tissue de soie“, in: Bulletin du Bibliophile, 1889, S. 163-166. – A. Laillier, „Une merveille artistique: notice sur un livre de prières tissé en soie“, in: Bulletin de la Société industrielle de Rouen, 1er janvier 1890, S. 267-270. – Höhepunkt der Produktion mit einer Jacquardmaschine. Nach dem Vorbild mittelalterlicher Stundenbücher hergestelltes Werk und der einzige gelungene Versuch, ein Buch mit lesbarem Text vollständig zu weben. – Dieses technische Wunderwerk wurde in Lyon hergestellt, der Hauptstadt der Seide und Heimat von Joseph Marie Jacquard (1752-1834), dem Erfinder des ersten programmierbaren Webstuhls. Die Jacquardmaschine, die als wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Informatik und als Inspiration für die „Analytical Engine“ von Charles Babbage gilt, wird durch austauschbare Lochkarten gesteuert, die zu einer fortlaufenden Sequenz zusammengefügt werden (siehe James Essinger, Jacquards Web: How a Hand-loom led to the Birth of the Information Age, 2004). Das Buch wurde von der Firma J. A. Henry auf einem solchen programmierbaren, automatischen Jacquard-Webstuhl vollständig in silbergrauer und schwarzer Seide gewebt. Es wird geschätzt, dass 106.000 bis 500.000 Lochkarten erforderlich waren, um 400 Schussfäden pro 2,5 Zentimeter zu weben. Der Stoff mit dem Text, den Illustrationen und dem Buchschmuck ist so fein, dass die Programmierung und das Weben zwei Jahre und etwa fünfzig Fehlversuche in Anspruch nahmen: schließlich konnten schätzungsweise nur zwischen 50 und 60 fehlerfreie und lesbare Exemplare hergestellt werden. Nach dem Weben wurden die Seidenblätter gefaltet und auf Pappstücke montiert, um den Seiten die nötige Festigkeit zu verleihen. Jedes Exemplar des Buches wurde beim Verkauf individuell gebunden, viele Exemplare blieben jedoch jahrelang auf Lager. – Lillian Randall stellte fest, dass die „Illuminationen“ dieses besonderen Gebetbuchs aus einer Monografie aus dem späten 19. Jahrhundert stammten, die „Imitation de Jésus-Christ“ (Paris: Gruel et Engelmann), die Reproduktionen verschiedener illuminierten Handschriften aus dem 14. Bis 16. Jhd. enthält. Die Illuminationen wurden von R. P. J. Hervier ausgewählt, der auch für die gesamte Gestaltung des Bandes verantwortlich war. Ein Exemplar des Buches wurde 1889 im Pavillon von Lyon auf der Weltausstellung ausgestellt, wo sein Hersteller, J. A. Henry, den Grand Prix gewann. – Dieses gewebte Buch steht natürlich in der Tradition des persönlichen Andachtsbuchs: das kleine Format, die Ikonografie und die allgemeine Ästhetik mit Ranken, Fileten, Miniaturen, Initialen. So wie ein mittelalterliches Manuskript häufig auf den Auftraggeber zugeschnitten wurde, indem sein Wappen in eine Komposition eingefügt oder ein Heiliger, dem er besonders zugetan war, so weist dieses Stundenbuch ein Wappenschild im Frontispiz auf, dessen Feld leer bleibt, um eventuell das Wappen, den Namen und das Motto des Empfängers einsticken zu können. Bei unserem Exemplar wurde das Feld leer gelassen.

Unser Preis: EUR 15.000,-- 


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